Es ist schon ein wenig her, da war ich schon einmal in Leer. Allein, neugierig und mit einer Tasse Ostfriesentee in der Hand. Damals habe ich im Bünting Teemuseum alles über die Zeremonien, Bräuche und die stille Kunst des Teetrinkens gelernt. Der Ort hat mich beeindruckt. Nicht laut, nicht aufdringlich, sondern einfach echt. Damals habe ich mir gedacht: Hierher musst du irgendwann nochmal – und die Kinder nimmst du gleich mit.
Und genau das habe ich jetzt getan. Allerdings ohne Tee und dafür mit viel maritimem Flair, Seemannsromantik und dem einen oder anderen Fischbrötchen. Mitte August, beim 15. Treffen der Traditionsschiffe im Museumshafen, war ich zurück in Leer Ostfriesland – diesmal mit meinen Töchtern Emilia (19) und Jona (24) im Gepäck. Ein gemeinsames Wochenende voller Gespräche, Hafenduft und Seemannsgarn lag vor uns – und ich konnte es kaum erwarten.
Am Freitag: Anreise mit Rückenwind
Los ging’s am Freitagnachmittag mit der Bahn ab Osnabrück – mit einem Umstieg in Rheine, dann weiter mit dem RE15 nach Leer (Ostfriesland). In knapp zwei Stunden waren wir da. Genug Zeit für Kaffee, Gespräche und ein bisschen gemeinsames Lachen – Bonding beim Bahnfahren sozusagen. Vom Bahnhof bis zum Hotel läuft man eigentlich nur zehn Minuten. Wir haben uns allerdings treiben lassen, sind ein bisschen durch die Innenstadt von Leer getingelt und haben am Denkmalplatz noch ein Eis mitgenommen. Zeit war ja da.
Ankerplatz mit Stil: das 360 Grad Hotel Leer
Unsere Unterkunft: das 360 Grad Hotel Leer – ein echter Geheimtipp in Leer, wenn man wie wir ohne viel Schnickschnack, aber mit Stil und Gemütlichkeit reisen will. Die Doppelzimmer sind hell, sauber und mit allem ausgestattet, was man für ein Wochenende mit Tiefgang braucht – inklusive Dusche, Kabel-TV, WLAN und jeder Menge Komfort. Ein Aufzug fehlt, aber: Bewegung soll ja gesund sein.
Was richtig gut war: das neue à-la-carte-Frühstück, das es seit Juni gibt. Wir haben es am Samstag ausprobiert. Mein Tipp: Früh aufstehen lohnt sich, in der Lounge ist es morgens besonders schön ruhig. Und die Pizza? Haben wir uns am Freitagabend gegönnt – direkt in der 360 Grad Lounge, bei entspannter Musik, einem Gin Basil Smash und knusprigem Rand. Emilia meinte trocken: „Das ist die beste Pizza, die ich je in einem Hotel gegessen habe“. Jona nickte nur – mehr Lob geht nicht.
Anreise mit dem RE 15 bis nach Leer (Ostfriesland), von dort etwa 10 Minuten zu Fuß.
Treffpunkt Museumshafen: Schiffe, Shantys und Seemannsgarn
Das Herzstück unseres Wochenendes war natürlich der Museumshafen in Leer, wo das Treffen der Traditionsschiffe unner d’ Rathuustoorn stattfand. Das Wetter in Leer zeigte sich zum Glück von seiner besten Seite: Sonne, eine leichte Brise und perfekte Bedingungen, um stundenlang an Deck oder am Kai zu verweilen. Rund 70 Schiffe lagen da – liebevoll restaurierte Plattbodenschiffe, Dampfer, Tjalken – mit dabei auch das legendäre Jubiläumsschiff „Keerlke“. Für uns ein echtes Highlight in der Altstadt von Leer, die an diesem Wochenende lebendiger nicht hätte sein können.

Leinen los: Beim 15. Treffen der Traditionsschiffe unner d’ Rathuustoorn in Leer gab es jede Menge zu bestaunen.
Fischbrötchen, Shanty-Chöre, Modellschiffe, maritime Flohmärkte und der Duft von Waffeln und frischem Holz – das alles machte die Veranstaltung in Leer zu einem Fest für alle Sinne.
Anreise mit dem RE 15 bis nach Leer (Ostfriesland), von dort etwa 20 Minuten zu Fuß.
Hafenrundfahrt Leer: mit der „Koralle“ in die Geschichte eintauchen
Am Samstag hieß es: Leinen los mit der Koralle. Die einstündige Hafenrundfahrt durch Leer Ostfriesland war der heimliche Höhepunkt. Während wir durch den Freizeit-, Handels- und Industriehafen von Leer schipperten, erzählte der Kapitän Geschichten, als wär’s Seemannskino. Von der historischen Altstadt über die Schifffahrt in Leer bis zur Industrie im Wandel – alles war dabei. Und richtig unterhaltsam war es auch noch. Fanden auch Emilia und Jona. Check und check.
Die Preise für die Hafenrundfahrt Leer waren übrigens echt fair: 14 Euro für Erwachsene, 7 Euro für Kinder. Emilia und Jona sagten nach der Tour fast gleichzeitig: „Das war cool.“ Ich hab innerlich einen High-Five gemacht. Mit mir selbst.

Hafenrundfahrt in Leer Ostfriesland: mit der „Koralle“ durch Museumshafen und Altstadt.
Anreise mit dem RE 15 bis nach Leer (Ostfriesland), von dort etwa 20 Minuten zu Fuß.
Kulinarische Zwischenstopps: zwischen Pizza, Fischbrötchen und Altstadt-Cafés
Abgesehen vom Pizzaabend im 360 Grad Restaurant Leer, haben wir uns kulinarisch treiben lassen. Samstagmittag: Fischbrötchen im Hafen. Samstagabend: Tapas in der Altstadt von Leer, irgendwo zwischen Fachwerk und Fußgängerzone – vom Hotel nur fünf Minuten zu Fuß entfernt. Sonntagmorgen: noch einmal Frühstück im Hotel – dieses Mal draußen in der Lounge. Emilia hat sich durch drei Sorten Marmelade probiert, Jona durch die Kaffeespezialitäten. Ich hab einfach nur das Zusammensein genossen.
Am Sonntagmittag ging’s zurück nach Osnabrück. Ein schönes, rundes Wochenende lag hinter uns – voller Gespräche, Eindrücke und gemeinsamer Erlebnisse. Keine großen Worte, aber spürbar mehr Nähe. Und das allein war schon den Trip wert.
Mein Fazit: Leer ist alles – außer leer
Wer nach Sehenswürdigkeiten in Leer, einem besonderen Hotel in Leer, maritimem Flair oder einfach richtig netten Menschen sucht, sollte sich dieses Fleckchen in Niedersachsen ganz oben auf die Bucketlist setzen. Für mich war das Treffen der Traditionsschiffe mehr als nur eine Veranstaltung – es war ein Wochenende voller Geschichten, Lachen und Nähe. Und das in einer Stadt, die mich wirklich überrascht hat (Leer).