Zwei Strandsegler am Nordstrand von Borkum
Chris John, World of Wind
NÄHER, ALS MAN DENKT:

Strandsegeln auf Borkum

Jedes Mal, wenn ich bei meiner Freundin in Emden bin, denke ich ans Surfen. Also natürlich auch an meine Freundin. Aber eben auch ans Surfen. Schließlich ist Borkum gerade mal eine Fährfahrt entfernt und ich meinem großen Surfabenteuer somit bei jedem Besuch erstaunlich nah. Letztes Wochenende habe ich es dann getan: Früh morgens bin ich in See gestochen. Kurs Borkum. Schnupperkurs Surfen. Abenteuer, ich komme!


Anreise: mit der Schmalspurbahn ins große Abenteuer

Während mich das frühe Aufstehen lediglich ein wenig Überwindung gekostet hat, habe ich für die Fährfahrt ganze 26 Euro gezahlt. Hin und zurück. Immerhin: Die Borkumer Inselbahn kann ich mit meinem Ticket gratis nutzen. Und das ist wichtig, schließlich ist die von Touristen liebevoll „Bimmelbahn“ genannte Schmalspurbahn eines der wichtigsten Verkehrsmittel der Insel. Gerade mal 15 Minuten braucht die historische Dampflok vom Fährhafen bis zum Inselbahnhof – und ich genieße jede einzelne Sekunde davon. Von der Station zum Strand ist es dann wirklich nur ein Katzensprung, den auch ich als Nicht-Katze bravourös meistere.

Die Borkumer Inselbahn hält in der Innenstadt
Elke Stallbaum-Müther

Mit der Bimmelbahn über Borkum – die Fahrt ist im Ticket für die Fähre inbegriffen

World of Wind: wo Sportler*innenträume wahr werden

Der feine Sand, die salzige Meeresbrise, das lebhafte Treiben und all die bunten Segel am Strand versetzen selbst die hartgesottensten Alltagscholeriker in den Urlaubsmodus. Und so ist es auch kein Wunder, dass mich an der World-of-Wind-Segelschule ein sichtlich entspannter Chris empfängt. Chris heißt eigentlich Christian, ist seit über 20 Jahren leidenschaftlicher Kiter und Strandsegler und Gründer der World of Wind. Wenn mir einer das Surfen beibringen kann, ist er es. Als ich ihm dann allerdings von meinem Plan erzähle, blickt er mich ungläubig an. Surfen lernen an einem Tag? Schwierig. Dann deutet er mit der Hand auf ein dreirädriges Ungetüm aus Edelstahl, ausgestattet mit zwei Sitzen und einem Segel. Ab jetzt gibt es einen Plan B.

Strandsegeln: Wassersport an Land

Heute wird Chris mich also in die Welt des Strandsegelns einführen. Wir sitzen im Tandem und mir ist ein wenig mulmig zumute. Schließlich weht hier am Strand ein ordentliches Lüftchen. Doch Chris beruhigt mich. Er mache das schließlich nicht zum ersten Mal. Und dann geht‘s auch schon los: Chris zieht an einem Seil, dem sogenannten Schot, unser Segel strafft sich und wir sausen im steilen Zahn über den Sandstrand. Bis zu 60 km/h werden die kleinen Tandem-Segler schnell, die Einzelwagen erreichen sogar Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 100 km/h. Es scheint kein Zufall zu sein, dass sich die „World of Wind“ mit „WOW!“ abkürzt. Wahnsinn. Ich bin begeistert und verspreche Chris, gleich auch noch am Schnupperkurs teilzunehmen.

Chris John auf einem Strandsegler am Nordstrand, gut gelaunt mit Sonnenbrille.
Chris John, World of Wind

Ganz in seinem Element: „World of Wind“-Inhaber Chris John beim Strandsegeln auf Borkum

Schnupperkurs: drei Stunden pure Freiheit

Beim Schnupperkurs treffe ich auf sechs Gleichgesinnte. Und auf Trainer Justin. Zuerst lernen wir, wie wir unsere Strandsegler startklar machen bzw. „auftakeln“, wie es in der Fachsprache heißt. Mast anbringen, Segel auftriggen, Baum und Schot anbringen. Klappt alles ausgezeichnet. Nach einer kurzen theoretischen Einweisung zu Sicherheit und Fahrtechnik dürfen wir dann auch schon selbst loslegen. Auf einem abgesteckten Parcours machen wir uns in aller Ruhe mit dem Sportgerät vertraut. Wie wird man schneller? Wie bremst man? Lenken? All das lerne ich in dem 159 Euro teuren Schnupperkurs. Vor allem aber lerne ich eins: Strandsegeln macht unfassbar viel Spaß. Der Geschwindigkeitsrausch, das Gefühl von Freiheit und das alles in der freien Natur –herrlich.

Das Ende der Geschichte: Nächstes Mal geh ich surfen!

Nach drei Stunden bin ich dann fertig. Und zwar so richtig. Doch frische Luft macht nicht nur müde, sondern auch durstig. Und so begebe ich mich mit meinen neugewonnenen Segel-Buddys auf einen Hopfensmoothie ins Rias Beach an der nahegelegenen Promenade, bevor ich mich erschöpft, aber zufrieden in die „Bimmelbahn“ fallen lasse. Pünktlich zur Abfahrt werde ich am Fährhafen abgesetzt. Das ist schon gut getimet alles. Auf der Überfahrt lasse ich den Tag noch einmal Revue passieren. Strandsegeln war schon richtig gut. Nächstes Mal gehe ich vielleicht trotzdem surfen. Oder Kitelandboarden. Oder zum Stand-Up-Paddling. Die World of Wind hat alles davon zu bieten. Und ich freu mich schon jetzt darauf, es auszuprobieren.

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