Meine Kollegin Sabine war schon im Landesmuseum Emden, mein Kollege Luca auf Kanaltour – während ich auf dem Weg zur Wohlfühlauszeit auf Borkum nur einmal durchgefahren bin: Es war also höchste Zeit für einen Besuch an der Nordsee, und zwar in der Kunsthalle Emden! Eine Bekannte hatte mir so sehr von dem Haus vorgeschwärmt, dass ich und meine liebste Freundin Inken – auch hier an meiner Seite – voller Vorfreude und Erwartungen waren. Ob die erfüllt werden konnten?
Um einmal vorzugreifen – diese und andere Fragen werde ich euch beantworten:
• Wann wurde die Kunsthalle Emden eröffnet?
• Wer hat die Kunsthalle in Emden gegründet?
• Welche Führungen bietet die Kunsthalle Emden an?
Die Kunsthalle Emden: ein Geschenk an die Stadt
Zugegeben: Die Anreise aus Bielefeld ist nicht ganz easy, aber nach einmal Umsteigen und einer gut dreieinhalbstündigen Fahrt hatten wir Emden Hauptbahnhof erreicht. Mit einer Übernachtung in einer muckeligen Pension war das auch gar kein Problem.
Emden verbinden viele mit Otto Waalkes, dem berühmten Emder Jung, den nicht nur ein Ampelmännchen, sondern auch das Otto Huus ehren. Die Kunstinteressierten unter uns wissen aber auch, dass auch der Journalist und langjährige Stern-Chefredakteur Henri Nannen aus der Stadt stammt.
Der Sohn eines Polizisten hat Kunstgeschichte studiert und sein ganzes Leben lang Werke gesammelt. Nannen und seine Frau Eske, ebenfalls Emderin, haben ihrer Heimatstadt später diese Sammlung und dazu gleich ein Haus gestiftet. Die 1986 eröffnete Kunsthalle sollte aber mehr als ein Museum sein – eine Begegnungsstätte und Inspiration, vor allem auch für Kinder und Jugendliche. Heute werden hier neben Führungen durch großartige wechselnde Ausstellungen auch Malkurse, Workshops, Fortbildungen, Projektwochen und vieles mehr angeboten.

Hier sind die Meisterwerke! Innenaufnahme Kunsthalle Emden mit Werken aus der Schenkung Otto van de Loo
Ein irgendwie spektakuläres Kunsthaus
Von außen erschien uns die Kunsthalle Emden erst einmal recht … vielseitig: Das moderne Ensemble aus rotem Backstein liegt idyllisch an einer „Kurve“ des Stadtgrabens und besteht aus verschiedenen Gebäudeteilen. Grund dafür sind die Erweiterungen des Baus im Jahr 2000 und 2007. Der heutige Eingang führt durch das offene Foyer mit Kasse, Museumsshop sowie Räumlichkeiten für Projekte und Workshops ins nach oben offene, lichtdurchflutete Atrium. Ein wunderbarer, heller Ort für die Kunstwerke, die hier in wechselnder Folge ausgestellt werden.
Inken und ich sind fast ehrfürchtig durch die hallenartige Architektur gelaufen. Bei unserem Besuch waren Werke zeitgenössischer Künstler zu sehen, politisch und überraschend. Besonders gefreut hatte ich mich aber auf die Sammlungspräsentation „Freiheit der Farbe – Brücke und Blauer Reiter“. Die Farben und Formen, das Expressive, mag ich sehr. Die Bilder stammen aus dem Bestand der Kunsthalle: Henri Nannen hat nicht nur eigene Werke gestiftet, sondern auch Förderer dazu bewegt, Kunst zur Verfügung zu stellen. Unter ihnen sind rund 200 Bilder des Münchner Galeristen Otto van de Loo, die er der Kunsthalle Emden 1997 geschenkt hat.

Ist das nicht ein großartiges Bild? Gabriele Münter, Rote Wolke mit Haus, 1910, Öl auf Karton, Privatsammlung Süddeutschland
Tipp: eine Führung durch die Ausstellung der Kunsthalle Emden
Doch es gab noch viel mehr zu schauen: Im Rahmen der „Ostfriesland Biennale“ stand die Hauptausstellung bei unserem Besuch unter dem Titel „Dem Himmel so nah – Wolken in der Kunst“. Darunter waren Werke von Yoko Ono, Gabriele Münter, Emil Nolde und Gerhard Richter.
Leider haben wir unseren eigenen Tipp nicht beherzigt, weil die öffentlichen Führungen sonntags mittags stattfinden, das passte bei uns nicht. Die Führungen sollen aber wirklich super informativ und fesselnd ein – ihr solltet sie einplanen. Na ja. Inken und ich haben uns einfach mit dem Audioguide und der Ausstellungsbroschüre selbst ein Bild gemacht.
Und: Die Schau war schlicht überwältigend! Glaubt ihr nicht? Wolken sind ja nicht nur das plüschige Weiß am blauen Himmel – sie können auch sehr bedrohlich sein, für Klimawandel, Krieg und Umweltzerstörung stehen. Es war jedenfalls ein sehr spannendes Erlebnis zu sehen, welche Inspirationen die einzelnen Künstler dazu hatten.
Eins steht fest: Wir werden wiederkommen. Wenn auch ihr Lust auf Kunst und einen kleinen Ausflug mit der WestfalenBahn habt, dann schaut unbedingt nach, was die Kunsthalle Emden an aktuellen Ausstellungen zu bieten hat. Das Haus ist – für so eine kleine Stadt – schon ein spektakuläres Erlebnis! Im Anschluss müsst ihr übrigens unbedingt ins direkt nebenan gelegene Henri’s einkehren: Hier gibt es den ganzen Tag über Leckereien in entspannter Atmosphäre, mit etwas Glück und ein paar Sonnenstrahlen auch draußen am Stadtgraben.
Ganzjährig
Di.-Fr. 10-17 Uhr / Jeder 1. Di. im Monat 10-21 Uhr / Sa., So. & Feiertage 11-17 Uhr
Anreise mit dem RE 15 bis zum Hauptbahnhof Emden, von dort z. B. mit dem Bus 1 oder 3 zur Haltestelle „Kunsthalle“ und noch ca. 2 Minuten zu Fuß








