Die Herbstluft macht Lust aufs Wandern – also haben Alex und ich unsere Stiefel geschnürt, um eine neue Strecke auszukundschaften: den Natura Trail bei Hannover, der auch zur Mergelgrube führt. Die ist ein besonderes Ökoparadies, aber die ganze Strecke lohnt eine Wanderung!
Was sind Natura 2000 und der Natura Trail?
Hinter dem Begriff Natura 2000 verstecken sich ausgewiesene Schutzgebiete für Vögel, Flora und Fauna, die vor allem auch neue Lebensräume für bedrohte, wild lebende Arten schaffen sollen. Die Richtlinie gilt für ganz Europa, auch in Deutschland gibt es verschiedene Gebiete, die zum Netz Natura 2000 zählen.
Einige davon befinden sich in Hannover, unter anderem zählt der Natura Trail in Hannover-Misburg dazu – und den hatten Alex und ich im Auge. Da er (fast) direkt vor unsere Haustür liegt, brauchten wir nicht anzureisen. Ihr könnt aber auch bequem die WestfalenBahn bis zum Hauptbahnhof nehmen und von dort mit den Öffentlichen bis zum Startpunkt der Wanderung am Naturfreundehaus Hannover fahren.
Auf dem Natura Trail zur Mergelgrube – wirklich spannend
Eines entspannten Sonntags sind wir also los. Die Strecke beträgt 13 Kilometer, wofür ihr je nach Fitness zwischen drei und vier Stunden einplanen solltet. Am Naturfreundehaus Hannover angekommen, hielten wir uns an den Plan, der im Flyer markiert ist.
Der Trail hat sogar ein Motto – „Stadtwald, Industriebrache und Naturschutz“ – wir waren gespannt! Unser Ziel: die stillgelegte Mergelgrube. Sie steht unter Naturschutz und darf nicht betreten werden, aber von oben soll man einen unfassbaren Blick auf die kleine Oase haben, die sich die Natur zurückerobert hat. Der Weg führte uns durch Wald, über Brücken und Straßen, vorbei an einer Waldstation, dem Mittellandkanal, einem KZ-Mahnmal und der Industriebrache des früheren NEURAG-DERAG-Geländes. Es gab schon mal jede Menge zu schauen!
Die Mergelgrube ist ca. 40 Meter tief und hat einen Durchmesser von 500 Metern
Wow: der Blick in die Mergelgrube
Unser Highlight war aber die Grube, in der früher Mergel – ein Rohstoff zur Herstellung von Zement – abgebaut wurde. Seit 2016 ist sie ein Naturschutzgebiet, hier entwickelt sich ein ökologisches Refugium für zahlreiche Tiere, Vögel und Pflanzen. Zu dessen Schutz und zur eigenen Sicherheit darf man nicht in die Grube hinabsteigen. Aber oberhalb gibt es einen Aussichtscontainer, der uns einen großartigen Überblick geboten hat. Außerdem informiert eine Tafel detailliert über die Entwicklung.
Damit nicht zu viel Grundwasser in die Grube sickert, wird es bis zu einem gewissen Stand abgepumpt. So hat sich im Laufe der Zeit hier eine Wald- und Moorlandschaft mit Tieren und Pflanzen entwickelt, die hier früher ganz natürlich zu finden waren. Ungefähr ein Viertel der heute angesiedelten Pflanzen zählen zu den bedrohten Arten, zudem haben Amphibien, Libellen und zahlreiche andere Vögel und Tiere hier ein Zuhause gefunden – ein toller Erfolg für den Naturschutz.
Was aus der Ferne erst karg wirkt, entpuppt sich als pulsierender Lebensraum für viele Arten
Wir hatten ein Fernglas dabei, das empfehle ich euch auch: So könnt ihr die lebendige Natur in der Mergelgrube noch besser beobachten und die neue Vielfalt aus der Nähe entdecken. Wir kannten zwar nicht alles beim Namen, was uns da vors Auge kam – aber es war trotzdem ein tolles Erlebnis!
Von der Grube zum Naturfreundehaus Misburg
Von der Mergelgrube aus ist es nicht mehr weit zum Endpunkt des Trails. Man geht ein Stück zurück auf dem Weg, den man gekommen ist und dann bis nach Misburg, wo sich das Ziel, das Naturfreundehaus, befindet. Wir haben für die 13 Kilometer lange Strecke letztendlich knappe fünf entspannte Stunde gebraucht, Pausen, Schauen und Staunen miteingerechnet. Das Wetter war herrlich und wir finden: Schöner kann man einen Sonntag kaum verbringen. Also, rein in die Wanderstiefel und los!
Mein Tipp: Wenn ihr gern wandert, dann lest auch die Artikel meiner Kollegin Julia zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal und zum Naturpark Hümmling .
ganzjährig
Anreise mit dem RE60 oder RE70 bis zum Hauptbahnhof Hannover; von dort z. B. mit der Stadtbahn 7 und dem Bus 133 (Umstieg „Hannover Stadtgarten“) bis zur Haltestelle „Hannover Lenbachstraße“ und noch ca. 5 Minuten zu Fuß