Letztes Wochenende ging es für meine Freundin Silke und mich zur Burgentour nach Leer in Ostfriesland. Wobei: Burgentour ist vielleicht nicht unbedingt der passende Ausdruck, wenn man bedenkt, dass wir gerade mal eine Burg von innen gesehen haben. Und die war obendrein auch noch ein Schloss! Wie es dazu kam, dass aus der Burgentour eher eine „Freundinnen-in-historischem-Ambiente-mit-köstlichem-Essen-Tour“ wurde, erfahrt ihr in meinem Reisebericht. So viel sei bereits jetzt verraten: Wir haben uns fürstlich amüsiert!
Tagesreise nach Leer: Auf nach Ostfriesland!
Dass meine Freundin Silke und ich für Schlösser und Burgen schwärmen, wisst ihr ja vielleicht bereits seit meinem Artikel über unser Krimi-Dinner auf Schloss Bückeburg. Die historischen Prachtbauten sind einfach der perfekte Ort, um dem Alltag für ein paar Stunden zu entfliehen und die Gedanken schweifen zu lassen. Und so begeben wir uns regelmäßig auf imaginäre Reisen in längst vergessene Zeiten und schlüpfen dabei in die Rolle zahlreicher Fürstinnen, Gräfinnen und Kammerzofen. Vorzüglich!
Von Hannover über Leer in die Vergangenheit
Dieses Mal sollte die Reise also nach Leer in Ostfriesland gehen. Da weder Silke noch ich ein Auto besitzen, sind wir mit der WestfalenBahn angereist – dank unserem Deutschland-Ticket kein Problem. Die Fahrt war zwar super entspannt, hat dann aber doch ganz schön lange gedauert. Immerhin: Wir wurden standesgemäß zum Leeraner Hauptbahnhof kutschiert und haben überdies auch noch erstklassig gespeist (Silke hat ihre berühmten Käsestullen mit Gurke serviert). Nur der Kaffee fehlte. Zum Glück liegt der Bahnhof in Leer direkt in der City. Keine Minute Fußweg und schon befindet man sich direkt in der Innenstadt. Bei der Bäckerei Hoppmann holten wir uns noch frisch belegte Brötchen und einen Cappuccino für den Weg und schlenderten gemächlich zu unserem ersten Ziel:
Leider nur von außen zu besichtigen: die Haneburg in der Altstadt von Leer
Haneburg – Herrenhaus in der Altstadt
Von der Pferdemarktstraße aus betreten wir die kastaniengesäumte „Haneburgallee“, die uns auf direktem Wege zum 1570 als „Herrenhaus an der Blinke“ erbauten Wohnschloss führte. Uns erwartete ein herrschaftlicher Anblick, der nur von vereinzelten VHS-Fähnchen getrübt wurde, die schlapp von den Masten des Schlosses wehten. Dabei steht VHS nicht etwa für „Versammlungsort der Hofritter am Schloss“, sondern für Volkshochschule. Die hat hier nämlich ihre Räume. Und so konnten wir die Haneburg auch nicht von innen besichtigen. Einen Volkshochschulkurs hatten wir schließlich nicht gebucht. Stattdessen setzten wir uns auf eine der grünen Bänke, tranken unseren Cappuccino und erfreuten uns des schön angelegten Gartens.
Leeraner Altstadt: Richtig schön urig
Nach unserem kurzen Stopp an der Haneburg ging es wieder in die andere Richtung. Bevor wir allerdings den etwa einstündigen Fußmarsch antraten, mussten wir etwas essen. Dringend. Kurzentschlossen entschieden wir uns für das Restaurant „zur Waage“. Und das erwies sich als echter Glücksgriff: Neben frischem Fisch und köstlichen Desserts gibt es hier nämlich auch einen erstklassigen Ausblick auf den Leeraner Museumshafen. Zwei Espresso später ging es für uns gut gestärkt und bestens gelaunt weiter. Vorbei an liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern, an schnuckeligen Lädchen, Teestübchen und durch enge Gassen, über die Innenstadt zum kulturellen Highlight unserer Reise:
Letzte Etappe: Schloss Evenburg inmitten eines Englischen Landschaftsgarten
Schloss Evenburg: Kulturdenkmal im Englischen Park
Inmitten einer idyllischen Parklandschaft, umgeben von einem breiten Wassergraben befindet sich das vorläufige Ziel unserer Reise: die Evenburg. Oder genauer gesagt: Die zweite Evenburg. Denn das 1642 erbaute Wasserschloss wurde Mitte des 19. Jahrhunderts grundlegend umgebaut und erweitert. Kann man mal machen, wenn man das nötige Kleingeld hat. Apropos Kleingeld: 7 Euro hat uns der Eintritt pro Person gekostet. Für den Preis gab es dann allerdings auch die Dauer- und die Sonderausstellung zu sehen. Wem die Hintergründe zu den SchlossbewohnerInnen, zu Pflanzen und der Gartengestaltung zu dröge sind, dem sei eine der buchbaren „Zeitreisen“ ans Herz gelegt. Wir haben leider erst vor Ort davon erfahren, sonst wären wir sicherlich mit dem Grafen von Wedel, seiner Dienerschaft oder gar dem Schlossgeist durch die Anlage spaziert. Naja. Vielleicht nächstes Mal.
Fazit: Leer lohnt sich!
Auf unserer Heimfahrt nach Hannover ließen Silke und ich unseren Tag Revue passieren. Eigentlich waren wir ja wegen der Burgen und Schlösser nach Leer gereist. Fast noch besser hat uns allerdings die Altstadt gefallen. Hinter jeder Ecke konnte man hier etwas entdecken. Gerne hätten wir noch einmal ausführlicher das eine oder andere Lädchen durchstöbert oder wären in eine der Teestuben eingekehrt. Aufgrund des doch recht langen Fußwegs von der Haneburg zur Evenburg haben wir uns das dann allerdings verkniffen. Beim nächsten Mal nehmen wir uns definitiv mehr Zeit für eine Tour durch die Stadt – oder wir buchen das Schlossgespenst und spuken durch die Gemäuer der Evenburg.
März bis Oktober: täglich von 10–18 Uhr
November bis 10. Januar: täglich von 11–17 Uhr
Anreise mit dem RE 15 nach Leer (Ostfriesland), dann mit dem Bus 652 nach Leer (Ostfriesl) Schloss Evenburg.