Wichtige historische Orte liegen manchmal direkt vor der Tür. Na ja, fast jedenfalls: zum Beispiel in Osnabrück. Meine Freundin Silke ist zum Glück ja genauso geschichtsverliebt wie ich und so haben wir uns in Hannover in die WestfalenBahn gesetzt, um das Rathaus des Westfälischen Friedens zu besuchen. In Osnabrück (und in Münster) wurde vor fast 400 Jahren nämlich der 30jährige Krieg beendet. Das muss man sich mal vorstellen – oder eben vor Ort besichtigen.
Weltgeschichte im Rathaus des Westfälischen Friedens
Von 1618 bis 1648 tobte ein blutiger Krieg in Europa. Es ging um Unterdrückung durch die katholischen Machthaber und um Religionsfreiheit. Auslöser war der sogenannte „Prager Fenstersturz“, als adlige Protestanten Gesandte des Königs aus dem Fenster warfen. Die Niederschlagung dieses Aufstands führte zu einem Flächenbrand in Europa. Frankreich, Spanien, Dänemark, Schweden – alle wollten ihre Interessen verteidigen. Im Verlaufe des Krieges wurden die Menschen brutal ausgebeutet, die Bevölkerungszahl ging dramatisch zurück. Norddeutschland und Niedersachsen gehörten zu den extrem betroffenen Gebieten.
Ehrlich gesagt, waren mir die geschichtlichen Zusammenhänge nicht mehr sooo geläufig … Umso spannender war es, mit Silke noch mal in die damaligen Geschehnisse einzutauchen. Fünf lange Jahre wurde in Münster und Osnabrück über einen Frieden verhandelt, 1648 war es endlich soweit – und hier kommt das Rathaus des Westfälischen Friedens ins Spiel.

Die Klinke mit Friedenstaube an der schweren Eingangstür zum Rathaus
Friedensklinke und Friedenssaal erinnern an den Westfälischen Frieden
Das imposante Gebäude aus Stein beeindruckt durch ein 18 Meter hohes Walmdach und eine große Freitreppe, die zur Eingangstür führt. Die Friedensverhandlungen fanden im Osnabrücker Rathaus statt und bis heute wird hier an dieses große Ereignis erinnert: So weist an der Außentür der schwere Bronzegriff „Friede“ darauf hin, er wurde 1963 vom Bildhauer Fritz Szalinski geschaffen.
Im Inneren des Rathauses wartet der Friedenssaal auf euch – hier könnt ihr 42 Porträts der Gesandten entdecken, die an den Verhandlungen teilgenommen und den wichtigen Frieden möglich gemacht haben. Silke und ich sind beim Betrachten sehr nachdenklich geworden. Das alles liegt zwar schon lange zurück, aber Frieden ist aktuell wieder ein sehr wichtiges Thema … Es ist wichtig, sich immer wieder daran zu erinnern.

Direkt am Marktplatz befindet sich auch das Rathaus des Westfälischen Friedens
Noch mehr Geschichte im Rathaus Osnabrück
Um uns etwas aufzuheitern, haben wir uns danach die Preziosen in der Reichsschatzkammer angeschaut: Silber und Münzen, Pokale und als Highlight die älteste Schützenkette Osnabrücks – Metallplättchen mit eingravierten Daten der Titelgewinne eines Schützenkönigs. Außerdem haben Silke und ich ein Modell der Stadt von 1633 inspiziert.
Mein Resümee: Zwar liegt der 30-jährige Krieg schon vier Jahrhunderte zurück, aber es lohnt sich, einmal mehr darüber zu erfahren. Außerdem ist auch der beeindruckende Bau einen Besuch wert. Und noch ein Tipp: Wenn ihr schon in Osnabrück seid, schaut doch auch im Botanischen Garten vorbei, ein echtes Gegenprogramm zum geschichtsträchtigen Rathaus!
Mo.-Fr. 10-17 Uhr / Sa. 9-16 Uhr / So. 10-16 Uhr / Feiertags geschlossen
Anreise mit dem RE 60 bis Osnabrück Hauptbahnhof, von dort z. B. mit dem Bus M2 bis zur Haltestelle Nikolaizentrum und ca. 5 Minuten zu Fuß